Schmerzen hat, kommt irgendwann die Frage auf: Ist es Zeit für den Abschied? Und darf man sein Haustier selber einschläfern? Diese Frage ist verständlich – aber auch sehr heikel. Hier erfährst du klar und verständlich, was erlaubt ist und was nicht.
Ist es erlaubt, ein Haustier selbst einzuschläfern?
In Deutschland ist es nicht erlaubt, ein Haustier selbst einzuschläfern. Das ist gesetzlich im Tierschutzgesetz (§ 4 TierSchG) geregelt. Nur Tierärztinnen und Tierärzte dürfen ein Tier mit den dafür vorgesehenen Medikamenten einschläfern.
Ein selbst durchgeführter Tod – auch aus Mitleid – ist verboten und kann als Tierquälerei eingestuft werden.
Warum das Einschläfern nur vom Tierarzt durchgeführt werden darf
Ein Tierarzt sorgt dafür, dass das Tier schmerzfrei und ruhig einschlafen kann. Dafür werden spezielle Mittel wie Pentobarbital verwendet, die nur unter strengen Auflagen erhältlich sind. Wenn du versuchst, dein Tier selbst zu erlösen, kann das schwere Qualen für dein Tier und rechtliche Konsequenzen für dich bedeuten – sogar bis hin zu einer Freiheitsstrafe.
Checkliste: So bereitest du dich gut vor
- Sprich frühzeitig mit deinem Tierarzt über die Situation
- Kläre, ob es noch palliative Möglichkeiten gibt
- Lass dein Tier gründlich untersuchen
- Überlege dir gemeinsam mit dem Tierarzt den richtigen Zeitpunkt
- Entscheide, ob du beim Einschläfern dabei sein willst
- Kläre, was mit dem Tierkörper geschehen soll (Tierbestattung, Krematorium etc.)
- Nimm dir Zeit für deine Trauer – und such dir Unterstützung, wenn du sie brauchst
Viele Tierärztinnen und Tierärzte bieten auch Hausbesuche an. Das bedeutet: Dein Tier kann in seiner vertrauten Umgebung friedlich einschlafen. Für viele Tiere – und auch für dich – ist das eine sehr sanfte Lösung.
Pro & Contra: Einschläfern durch den Tierarzt
Pro | Contra |
---|---|
Fachgerechte, schmerzfreie Durchführung | Emotionale Belastung für dich |
Rechtlich sicher | Es entstehen Kosten |
Persönliche Begleitung ist möglich | Die Entscheidung ist oft sehr schwer |
Tierarzt kann Alternativen erklären | Der Zeitpunkt muss gut abgestimmt sein |
Beispiel: Deiner alten Katze geht es plötzlich sehr schlecht
Stell dir vor, deine 17-jährige Katze frisst seit Tagen kaum noch, sie zieht sich zurück, miaut klagend und hat offensichtlich Schmerzen beim Aufstehen. Du merkst: Es geht ihr nicht gut – vielleicht sogar sehr schlecht. Du überlegst, ob es Zeit ist, sie zu erlösen.
Schritt-für-Schritt-Anleitung: Was du tun solltest
1. Ruhe bewahren und beobachten
Auch wenn es dir schwerfällt: Versuche, ruhig zu bleiben. Beobachte genau:
- Frisst sie noch?
- Trinkt sie Wasser?
- Ist sie ansprechbar oder apathisch?
- Hat sie Schmerzen beim Gehen, Liegen oder Hochheben?
2. Sofort den Tierarzt kontaktieren
Rufe deine Tierarztpraxis an und schildere die Symptome. Frage, ob du sofort kommen solltest oder ob ein Hausbesuch möglich ist. Viele Tierärzte haben für solche Situationen ein offenes Ohr – besonders bei alten oder schwerkranken Tieren.
3. Medizinische Untersuchung abwarten
Lass deine Katze gründlich untersuchen. Der Tierarzt wird:
- die Vitalwerte prüfen,
- eventuell ein Blutbild machen,
- klären, ob es eine behandelbare Ursache gibt (z. B. Infektion, Organversagen),
- oder ob sie unter einem unheilbaren Zustand leidet.
4. Entscheidung gemeinsam treffen
Sprich offen mit der Tierärztin oder dem Tierarzt. Frage:
- Gibt es eine Chance auf Besserung?
- Leidet die Katze?
- Wie wäre die Lebensqualität, wenn man sie noch behandeln würde?
Nur du kennst deine Katze – aber die medizinische Einschätzung hilft, eine schwere Entscheidung richtig zu treffen.
5. Letzte Zeit würdevoll gestalten
Wenn eine Behandlung möglich ist, gib deiner Katze Zeit zur Erholung.
Wenn der Tierarzt empfiehlt, sie einzuschläfern, entscheide, ob du dabei sein möchtest. Du kannst sie streicheln, mit ihr sprechen – sie spürt, dass du bei ihr bist.
6. Abschied und Trauer zulassen
Nach dem Einschläfern kannst du selbst entscheiden, was mit deiner Katze geschehen soll: Beerdigung im Garten (unter Einhaltung der Vorschriften), Tierfriedhof oder Einäscherung.
Nimm dir Zeit zum Trauern. Es ist okay, traurig zu sein. Und es ist okay, Hilfe anzunehmen.
Mein zusätzlicher Rat: Triff die Entscheidung nicht alleine
Manche Tierarztpraxen arbeiten mit Tiertrauerbegleitern zusammen oder bieten eigene Gesprächsmöglichkeiten an. Es hilft oft sehr, mit jemandem zu reden, der versteht, was du gerade durchmachst.
Wenn du unsicher bist, ob der richtige Zeitpunkt gekommen ist, sprich offen mit deiner Tierärztin oder deinem Tierarzt. Oft hilft ein ehrliches Gespräch, um Klarheit zu bekommen. Du musst diese Entscheidung nicht alleine treffen – und du musst dich später nicht fragen, ob du das Richtige getan hast.